Geschichte der Rettungshunde
Heutzutage sind speziell ausgebildete Hunde, die verschüttete oder vermisste Personen suchen und finden, fast eine Selbstverständlichkeit. Unwillkürlich denken wir da an die Lawinensuchhunde. Doch so selbstverständlich war das früher nicht. Seit tausenden Jahren hat der Mensch eine gewisse Beziehung zu Hunden. Eine lange Zeit, in welcher der Mensch lernte, die besonderen Fähigkeiten und Vorzüge des Hundes zu nutzen. Und eine Freundschaft der ganz besonderen Art hat sich entwickelt. Der Hund wurde zum treuesten Gefährten des Menschen. Doch obwohl es in den Geschichtsbüchern viele Berichte von Hunden gibt, die dank ihrer Nase Menschenleben retteten, sollte es bis zum Anfang des 19. Jahrhundert dauern, bis diese Art der Spürfähigkeit der Hundenase systematisch genutzt wurde.
Seit Mitte des 17. Jahrhunderts züchteten die Mönche im Kloster und Hospiz St. Bernhard in der Schweiz eigene Hunde, die Vorfahren der heutigen Bernhardiner. Ihre Aufgabe war es, den verschneiten Weg zum Hospiz zu finden. Berichte aus dieser Zeit beschreiben, dass diese Hunde, verirrte oder im Schnee verschüttete Menschen zum Kloster führten und ihnen so das Leben retteten. Der berühmteste unter ihnen war Barry. Er alleine soll zwischen 1800 und 1812 über 40 Menschen das Leben gerettet haben. Somit kann man hier vom ersten Schritt in Richtung Rettungshundearbeit sprechen. Die Bernhardiner bildeten lange Zeit eine Ausnahme.
Der Krieg gab Anstoß, sich weitere Gedanken über die Verwendung von Hunden zu machen, zunächst als Melder oder zum Transport von Munition. 1890 begann der Tiermaler Jean Bungartz mit der Ausbildung von Hunden im Sanitätsdienst, die verwundete Soldaten aufspüren sollten. Er gründete 1890 den Deutschen Verein für Sanitätshunde, der auf freiwilliger Basis die Verantwortung für die Ausbildung der Sanitätshunde übernahm. Erst der erste Weltkrieg brachte einen Aufschwung ins Sanitätshundewesen. Waren es zum Ausbruch des Krieges nur knapp ein Dutzend, so wurden es im Verlauf des Krieges ca. 4000 Sanitätshunde. Mehr als 30.000 Hunde dienten insgesamt im Ersten Weltkrieg an der deutschen Front als Wächter, Melder oder Sanitätshelfer. Sie waren so gefragt, dass geeignete Hunde ihren Eigentümern einfach weggenommen wurden. Leider konnten weniger als zehn Prozent nach Kriegsende ihren früheren Besitzern zurückgegeben werden. Viele Hunde waren im Geschoßhagel gefallen oder blieben nach der Rückkehr der Heere verschollen.
Es war wiederum die Schweiz, die einen weiteren Schritt in Richtung zivile Rettungshundearbeit tat. 1940 begann Ferdinand Schmutz mit der systematischen Ausbildung von Lawinensuchhunden und veröffentlichte 1954 darüber sein Buch „Mein Hund“. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges stieg wieder der Bedarf an Rettungshunden. An allen Fronten waren über 200.000 Hunde im Einsatz. Auch hier wurden die Besitzer geeigneter Hunde von der Wehrmacht kurzerhand enteignet. Es gab nun den Sanitätshund, heute Flächensuchhund und den Lawinensuchhund. Allein auf deutscher Seite starben 25.000 Hunde. In England fing man in den letzen Jahren des zweiten Weltkrieges damit an, Hunde auch in Trümmern zerbombter Häusern einzusetzen. Nach dem Ende des Krieges verbreitete sich die Idee des Trümmerhundes auch außerhalb Englands. 1954 übernahm in der BRD der Bundesluftschutzverband, später umbenannt in Bundesverband für Selbstschutz, die Ausbildung von Rettungshunden.
1968 begann man wiederum in der Schweiz mit der Ausbildung von Katastrophenhunden. 1972 wurde vom Schweizerischen Verein für Katastrophenhunde eine Ausbildungsanleitung herausgegeben. Auch in der Öffentlichkeit entwickelte sich nun ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von gut ausgebildeten Rettungshundeteams.
1974 war ein schicksalhaftes Jahr für die Rettungshundeausbildung. Im Bundeshaushalt wurden die staatlichen Mittel zur Ausbildung von Rettungshunden gestrichen. Die Hundeausbildung wurde eingestellt. Es herrschte bei den zuständigen Behörden in der BRD eine gewisse Technikgläubigkeit vor. Man glaubte, mit teuren Ortungsgeräten wesentlich effektiver arbeiten zu können, als mit Hunden. Die Fehlerquoten dieser Geräte waren jedoch ungleich höher als der Erfolg. Man weiß heute, dass technische Ortungsgeräte im Katastrophenfall fast völlig versagen. Die hochempfindlichen Sensoren zeigen zwar jedes Geräusch im Umkreis an, doch Geräte, die einen Herzschlag durch 40cm starke Betonwände aufspüren können, registrierten auch Wassertropfen oder Fahrzeuge in hunderten Metern Entfernung. So musste es beim Einsatz dieser Geräte absolut still sein, was sich verständlicherweise schwer realisieren lässt.
Rettungshunde waren nun wieder gefragt. Diesmal waren es Privatleute, die die Arbeit mit Rettungshunden betrieben. Verschiedene Rettungsorganisationen, unter anderem der ASB, nahmen sich der Hunde an und führten die Ausbildung weiter. Die Erfolge bei Katastropheneinsätzen weltweit sowie bei unzähligen nationalen Einsätzen bestätigen, dass die Rettungshundearbeit ein Schritt in die richtige Richtung ist.
Seit 1. Januar 2005 gibt es die GemPPO (Gemeinsame Prüfungsordnung für Rettungshunde), die in Zusammenarbeit der Organisationen THW, Rotes Kreuz, ASB, Johanniter und Malteser Hilfsdienst verfasst wurde. Somit gibt es einen einheitlichen Prüfungsstandard und es kann ein einheitlicher Ausbildungsstand der Hunde gewährleistet werden.